Letzte Woche (4.–8. November 2024) habe ich meinen ersten Bildungsurlaub in Hamburg in Anspruch genommen. Wer's nicht kennt: Arbeitnehmer haben das Recht, bis zu fünf Tage unter Fortzahlung der Bezüge für Maßnahmen der beruflichen oder politischen freigestellt zu werden. Mit Ausnahme von Sachsen und Bayern ist dieses aus einer völkerrechtlichen Verpflichtung Deutschlands entspringende Recht in den Landesgesetzen der Länder verankert.
Das Thema meines Bildungsurlaubs war Obdachlosigkeit in Hamburg. Zusammen mit Garbiela Bock, die sich seit Jahrzehnten beruflich und ehrenamtlich in der Wohnungslosenhilfe engangiert haben wir uns in einer bunten Truppe das Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit erschlossen.
Neben Input zu rechtlichen Grundlagen und dem System der Wohnungslosenhilfe in Hamburg und Diskussionen über (eigene) Vorurteile standen jeden Tag Exkursionen zu Einrichtungen und Hilfsangeboten an. Von der Wohnunterkunft für obdachlose Männer in Bergedorf über die Übernachungsstätte Pik As in Hamm, Krankenstation und CaFee mit Herz auf St. Pauli bis zur Bahnhofsmission am Hauptbahnhof. Wir haben mit ehren- und hauptamtlichen sprechen und sie zu ihrer Arbeit befragen können.
Was sich durch alle Gespräche durchzog war eine Achtung vor den unterstützten Menschen, ein herzlicher aber manchmal auch schon abgebrüht wirkender Tonfall in den Erzählungen, ein professioneller und routiniert wirkender Umgang mit den krassen Lebenslagen — und fast einhellig der Eindruck, dass es eine überdeutliche Verschiebung zu osteuropäischen Arbeitsmigrant:innen ohne Rechtsanspruch auf Unterstützung, eine Zunahme psychisch Erkrankter und älterer Menschen gibt.
Für mich haben sich die fünf Tage gelohnt.